Menschen mit einer psychischen Erkrankung stehen vor einer doppelten Herausforderung. Nicht nur müssen sie sich mit Symptomen ihrer Erkrankung auseinandersetzen, da wären zu nennen tiefe Traurigkeit, Stimmenhören, Angst, Energieverlust oder Suizidalität. Sie – und ihre Angehörigen – begegnen häufig auch der Etikettierung „Psychisch krank“ und in der Folge Vorurteilen und Diskriminierung. Die Angst vor der Diskriminierung ist ein schwerwiegender Grund, der Menschen mit seelischen Problemen davon abhält, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen, selbst wenn wirksame Behandlungsmöglichkeiten da sind.
Dem will jetzt ein Projekt des Selbsthilfebüros entgegenwirken. Es wurde vom Leipziger Verein „Irrsinnig Menschlich“ entwickelt und ist seit September 2022 ein neuer Schwerpunkt im Heidelberger Selbsthilfebüro. Begonnen wird mit „Verrückt? Na und?! im Bereich der Schulen, perspektivisch soll es auf Hochschulen und Betriebe in Heidelberg erweitert werden. Möglich macht dies die Stadt Heidelberg mit einer Förderung des neuen Schwerpunkts. Entstigmatisierung für sich selbst und andere zu erreichen, ist ein wichtiges Anliegen der Aktiven aus der Selbsthilfe und ein zentrales Ziel für die Arbeit des Heidelberger Selbsthilfebüros.
Informationen zur Entstehung der Präventionsarbeit sowie den verschiedenen Programmen und Konzepten finden Sie direkt bei Irrsinnig menschlich.
Koordination des Schwerpunkts
Reinhild Beermann ist von Seiten des Selbsthilfebüros für die Koordination des neuen Schwerpunkts zuständig.
Kontakt:
Heidelberger Selbsthilfebüro
Alte Eppelheimer Str. 40/1 (linkes Hinterhaus, 1. OG, barrierefrei durch Aufzug im Hof erreichbar)
69115 Heidelberg
Tel. 06221 404 22 41
E-Mail beermann@selbsthilfe-heidelberg.de
Das Präventionsprogramm für Schulen trägt den Titel „Verrückt? Na und! Psychisch fit lernen“ und bedeutet die Gestaltung eines Schultags zur seelischen Gesundheit. Zielgruppe sind Schüler:innen ab der 8. Klasse und ihre Lehrkräfte. Die Besonderheit des Programms liegt darin, dass es die Schüler:innen mit Betroffenen zusammenbringt, also mit Menschen, die mit seelischen Krisen und Erkrankungen Erfahrungen haben. Sie haben diese überstanden, sich stabilisiert und teilen ihre Erfahrungen. Die Betroffenen werden persönliche Expert:innen genannt. Daneben gibt es die fachlichen Expert:innen, die Berufserfahrungen im psychosozialen oder medizinischen Versorgungssystem haben und die Hauptverantwortung bei der Durchführung der Schultage tragen. Dieses Tandem führt die Schultage durch.
Die »Verrückt? Na und!«-Schultage laden Jugendliche ab Klasse 8 klassenweise zu einem Gespräch über die großen und kleinen Fragen zur seelischen Gesundheit ein. Denn ausgerechnet in dieser für die Zukunft der Jugendlichen so wichtigen Lebensphase beginnen psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Suchterkrankungen so häufig, wie in keinem anderen Lebensabschnitt. Deshalb brauchen viele Jugendliche Hilfe und Unterstützung.
Das operative Herzstück von Verrückt? Na und! ist eine Regionalgruppe, die im Frühjahr 2023 gegründet und geschult wurde. Alle Expert:innen sind Mitglied der Regionalgruppe. Die zentrale Aufgabe einer Regionalgruppe besteht darin, die „Verrückt? Na und!“– Schultage in Heidelberg durchzuführen.