Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen
Das bundesweit tätige Netzwerk „Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen“, Berlin, verleiht die Auszeichnung „selbsthilfefreundliches Krankenhaus“ an Gesundheitseinrichtungen, die nachgewiesen haben, ihre Zusammenarbeit mit Selbsthilfeinitiativen systematisch und effizient zu gestalten. Das Heidelberger Selbsthilfebüro ist mit verschiedenen Gesundheitseinrichtungen Heidelbergs in enger Kooperation und unterstützt diese dabei, die Auszeichnung zu erwerben. Es koordiniert die Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten Qualitätskriterien und sorgt für die Einbindung der Aktiven aus Selbsthilfegruppen. Informationen finden Sie auch beim Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit.
Seit 2011 gibt es zwischen dem Heidelberger Selbsthilfebüro und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eine Kooperationsvereinbarung. Ziel ist die Förderung der Arbeit von Selbsthilfegruppen und -organisationen am NCT Heidelberg. Das Selbsthilfebüro koordiniert die verschiedenen Selbsthilfegruppen, die im Umfeld des NCT tätig sind, und gemeinsam mit der Selbsthilfebeauftragten des NCT die Arbeit der Qualitätszirkel.
Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Heidelberg wurde bereits fünf Mal für diese Zusammenarbeit im Bereich der Versorgung onkologischer Patient:innen als „selbsthilfefreundlich“ ausgezeichnet. Besonders gelobt wird das NCT, dessen Träger das Deutsche Krebsforschungszentrum und das Universitätsklinikum Heidelberg sind, für seine strukturierte Umsetzung von Patientenbeteiligung und Patientenorientierung.
Damit Selbsthilfefreundlichkeit kontinuierlich umgesetzt wird, arbeiten in Qualitätszirkeln Vertreter:innen der Selbsthilfe gemeinsam mit Verantwortlichen des NCT regelmäßig an deren Kriterien.
Selbsthilfebeauftragte am NCT
Anne Müller ist Selbsthilfebeauftragte des NCT. Sie ist dort Ansprechpartnerin für alle Belange der Selbsthilfe, koordiniert den Patientenbeirat und gemeinsam mit dem Heidelberger Selbsthilfebüro die Qualitätszirkelsitzungen.
Der Patientenbeirat am NCT
2015 wurde ein Patientenbeirat eingerichtet, der die Möglichkeit hat, Anliegen von Patient:innen direkt an die Leitung des NCT heranzutragen. Koordination und Geschäftsführung des Patientenbeirats lagen bis zum Sommer 2021 beim Heidelberger Selbsthilfebüro. Danach fand die Übergabe ans NCT statt, da Patientenbeiräte zukünftig bundesweit an NCT-Standorten etabliert werden.
Lesen Sie zur erfolgreichen Zusammenarbeit auch den Artikel im Jahrbuch der Universität Heidelberg 2017 „Heidelberger Jahrbücher Online“ über die Kooperation zwischen Selbsthilfe und Nationalem Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg.
Rehaklinik Heidelberg-Königstuhl selbsthilfefreundlich
Seit Oktober 2017 findet in der Rehaklinik ein gemeinsamer Prozess zur Auszeichnung „Selbsthilfefreundliche Rehaklinik Heidelberg-Königstuhl“ statt. Acht Selbsthilfegruppen engagierten sich, um gemeinsam mit der Selbsthilfebeauftragten der Klinik, dem Chefarzt, weiteren Klinikmitarbeiter:innen sowie dem Heidelberger Selbsthilfebüro die für die Auszeichnung erforderlichen Qualitätskriterien zu erarbeiten. Ziel der Kooperation ist es, die Selbsthilfe auf allen Ebenen der Gesundheitsreinrichtung zu etablieren.
Im Januar 2019 erhielt die Rehaklinik Königstuhl die Auszeichnung vom Netzwerk aus Berlin. Prozess und Auszeichnung stellen einen Gewinn für beide Seiten dar: Die Klinik kann im Sinne der Patientenorientierung mit einem zusätzlichen Unterstützungsangebot für ihre Patient:innen aufwarten. Und die Selbsthilfegruppen können die Selbsthilfeidee weitergeben und neue Mitglieder für ihre Gruppen akquirieren. 2022 hat die Rehaklinik Königstuhl zum 2. Mal die Auszeichnung „Selbsthilfefreundliche Rehaklinik“ erhalten. Eine Eneuerung der Auszeichnung ist für 2025 geplant.
Kooperierende Selbsthilfegruppen:
- Tinnitus Selbsthilfegruppe Oftersheim
- Selbsthilfegruppe Adipositas Heidelberg
- Deutscher Verein Morbus Bechterew e.V./ Gruppe Heidelberg
- Rheumaliga Baden-Württemberg / ARGE Heidelberg-Wiesloch
- Diabetiker Stammtisch Heidelberg / für Typ1+ 2 Erkrankte
- Kreuzbund Heidelberg
- DSL-Selbsthilfegruppe „Schmerz lass nach“ Weinheim –
- Selbsthilfegruppe Herz Sinsheim
- Herztransplantation Südwest e.V.
Selbsthilfebeauftragte an der Rehaklinik Heidelberg-Königstuhl
Marion Pedak war lange Jahre Selbsthilfebeauftragte der Rehaklinik Königstuhl und wurde im Frühjahr 2024 feierlich verabschiedet. Neue Ansprechpartnerin für die Belange der Selbsthilfe und die Koordination der Qualitätszirkelsitzungen gemeinsam mit dem Heidelberger Selbsthilfebüro ist Tanja Hassert vom Sozialdienst der Rehaklinik.
Klinik für allgemeine Psychiatrie am Universitätsklinikum Heidelberg
Auf Initiative der Klinik startete im März 2023 die Kooperation zwischen Selbsthilfeaktiven aus dem Bereich Seelische Erkrankungen, Mitarbeiter:innen der Psychiatrischen Klinik und dem Heidelberger Selbsthilfebüro. Die Kooperation hat zum Ziel, dass Selbsthilfe in der Klinik systematisch und auf allen Ebenen mitgedacht, empfohlen und sichtbar wird. Nach der gemeinsamen Erarbeitung von acht Qualitätskriterien soll am Ende des Prozesses die Auszeichnung als selbsthilfefreundliches Krankenhaus durch das Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit stehen.
Markus Fröhlich, im Sozialdienst der Klinik tätig, wurde als Selbsthilfebeauftragter ernannt. Er ist in der Klinik Ansprechpartner für die Belange der Selbsthilfe und koordiniert die Entwicklungen vor Ort.
Für das Selbsthilfebüro ist es bereits der dritte Selbsthilfefreundlichkeitsprozess mit einer Gesundheitseinrichtung: Es koordiniert die Gesamtumsetzung und moderiert die Qualitätszirkel.
Kooperierende Selbsthilfegruppen:
- AD(H)S Initiative Heidelberg
- Selbsthilfegruppen der Angehörigen psychisch Kranker
- Angehörige um Suizid (AGUS)
- Bipolar & plötzlich ist alles anders
- Blaues Kreuz Heidelberg
- Selbsthilfegruppen zum Thema Depression
- HEIPER – Heidelberger Initiative Psychiatrie Erfahrener
„Arzt-Patient-Selbsthilfegruppe“
Im Rahmen der Mediziner:innenausbildung des Universitätsklinikums Heidelberg „HeiCuMed“ findet nunmehr im 23. Semester ein als Pilotprojekt gestartetes Pflichtfach statt: 15 Selbsthilfegruppen aus Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis nehmen teil am Interdisziplinären Unterrichtskonzept „Arzt-Patient-Selbsthilfegruppe“, das seit Herbst 2012 angehenden Mediziner:innen Einblicke in die Selbsthilfe ermöglicht. Das Projekt wird fortlaufend ausgewertet und dauerhaft durchgeführt.
Die Kooperation war möglich geworden durch die erstmalige Zertifizierung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) zum „Selbsthilfefreundlichen Krankenhaus“ im Sommer 2012.
Aktive aus Selbsthilfegruppen zu verschiedenen Krankheitsbildern beteiligen sich mit 15 Terminen an der Ausbildung der Studierenden. Dabei geht es einerseits um Übungen zur Anamnese an „richtigen“ Patient:innen. Lange Diagnosewege, die diese zurückgelegt haben, verdeutlichen anschaulich Erfahrungen, die Patient:innen in der Versorgung machen. Wichtiges Ziel des Projekts ist es, die jungen Mediziner:innen auf die Selbsthilfe aufmerksam zu machen, Strukturen und Inhalte von Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen zu erläutern und sie zu motivieren, den Selbsthilfegedanken in ihre spätere Berufspraxis einzubeziehen.
Die Koordination seitens des Heidelberger Selbsthilfebüros liegt bei Marion Duscha, zuständig seitens der Universitätsklinik Heidelberg ist PD Dr. Jobst Hendrik Schultz, HeiCuMed Innere Medizin.